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AutorenbildPatrick Senn

Muss ich als Arzt oder Ärztin in der Niederlassung in die PKV?

Aktualisiert: vor 6 Tagen


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Als Ärztin oder Arzt stehst du vor einer wichtigen Entscheidung, wenn du dich niederlässt: Sollst du in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bleiben oder in die private Krankenversicherung (PKV) wechseln? Diese Frage beschäftigt viele Mediziner*innen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Die Wahl zwischen PKV und GKV hat weitreichende Auswirkungen auf deine finanzielle Situation, deinen Versicherungsschutz und deine berufliche Zukunft. In diesem Artikel beleuchten wir die verschiedenen Aspekte, die du bei dieser Entscheidung berücksichtigen solltest.


WICHTIG! Es besteht kein Zwang dazu, mit dem Start in die eigene Freiberuflichkeit in die PKV zu wechseln. Du kannst auch weiterhin freiwillig in der GKV versichert bleiben.


Die Krankenversicherung ist ein unverzichtbarer Bestandteil deiner Absicherung, gerade wenn du als niedergelassener Arzt/Ärztin tätig wirst. Es gibt keine pauschale Antwort darauf, ob die private oder die gesetzliche Krankenversicherung für dich die bessere Wahl ist. Vielmehr hängt dies von deinen individuellen Umständen, Präferenzen und Zukunftsplänen ab. Wir möchten dir mit diesem Beitrag eine fundierte Entscheidungsgrundlage bieten, indem wir die Vor- und Nachteile beider Systeme beleuchten und auf die spezifischen Bedürfnisse von Ärzt*innen in der Niederlassung eingehen.


Grundlegende Unterschiede zwischen PKV und GKV

Bevor wir uns den spezifischen Aspekten für Ärzt*innen widmen, ist es wichtig, die fundamentalen Unterschiede zwischen der privaten und der gesetzlichen Krankenversicherung zu verstehen. Diese Systeme funktionieren nach völlig unterschiedlichen Prinzipien, was sich auf Beiträge, Leistungen und Flexibilität auswirkt.


Arzt, der ein Smartphone in der Hand hält

Das Solidarprinzip der GKV

Die gesetzliche Krankenversicherung basiert auf dem Solidarprinzip. Das bedeutet, dass alle Versicherten unabhängig von ihrem individuellen Gesundheitszustand den gleichen prozentualen Anteil ihres Einkommens als Beitrag zahlen. Die Beiträge richten sich nach der finanziellen Leistungsfähigkeit, während die Leistungen für alle Versicherten weitgehend identisch sind. Dieses System gewährleistet eine breite Absicherung der Bevölkerung und verteilt die Kosten auf viele Schultern.


Für dich als Ärzt*in in der Niederlassung kann das Solidarprinzip der GKV sowohl Vor- als auch Nachteile haben. Einerseits profitierst du von einem stabilen Beitragssatz, der sich nicht an deinem individuellen Gesundheitsrisiko orientiert. Andererseits können die Beiträge bei hohem Einkommen beträchtlich sein, ohne dass du dafür zwangsläufig bessere Leistungen erhältst.


Das Äquivalenzprinzip der PKV

Im Gegensatz dazu folgt die private Krankenversicherung dem Äquivalenzprinzip. Hier werden die Beiträge individuell kalkuliert und richten sich nach Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand und gewünschtem Leistungsumfang. Dies ermöglicht eine maßgeschneiderte Absicherung, kann aber auch zu höheren Kosten führen, insbesondere im Alter oder bei Vorerkrankungen.


Für niedergelassene Ärzt*innen bietet die PKV oft attraktive Tarife, die speziell auf die Bedürfnisse von Medizinerinnen zugeschnitten sind. Du kannst deinen Versicherungsschutz flexibel gestalten und von Leistungen profitieren, die über den Standardkatalog der GKV hinausgehen. Allerdings musst du auch mit steigenden Beiträgen im Laufe der Zeit rechnen.


Finanzielle Aspekte für Ärzt*innen in der Niederlassung

Die finanziellen Auswirkungen der Wahl zwischen PKV und GKV sind für Ärzt*innen in der Niederlassung besonders relevant. Als Selbstständige*r trägst du die vollen Beiträge selbst, was die Entscheidung umso wichtiger macht.


Beitragsberechnung in der GKV

In der gesetzlichen Krankenversicherung orientieren sich die Beiträge am Einkommen, wobei es eine Beitragsbemessungsgrenze gibt. Für das Jahr 2024 liegt diese bei einem Jahresgehalt von 62.100 Euro. Der höchstmögliche monatliche Beitrag für Selbstständige liegt zwischen 950 und 1.000 Euro, abhängig vom individuellen Zusatzbeitragssatz der gewählten Krankenkasse.


Für viele niedergelassene Ärzt*innen bedeutet dies, dass sie den Höchstbeitrag zahlen, da ihr Einkommen in der Regel über der Beitragsbemessungsgrenze liegt. Dies kann insbesondere in den ersten Jahren der Niederlassung, wenn die Praxis noch aufgebaut wird, eine finanzielle Herausforderung darstellen.


Beitragsgestaltung in der PKV

Die private Krankenversicherung bietet mehr Flexibilität bei der Beitragsgestaltung. Hier kannst du zwischen verschiedenen Tarifen und Leistungspaketen wählen und so deine Beiträge beeinflussen. Viele Versicherer bieten spezielle Arzttarife an, die auf die Bedürfnisse und das Risikoprofil von Mediziner*innen zugeschnitten sind.


Für einen Arzt/Ärztin im Alter von 35 bis 40 Jahren, der*die sich niederlässt, können die monatlichen PKV-Beiträge je nach Leistungspaket zwischen 500 und 600 Euro liegen. Allerdings kommen noch Kosten für die Pflegeversicherung und eine Krankentagegeldversicherung hinzu, die separat abgeschlossen werden müssen.


Es ist wichtig zu beachten, dass die PKV-Beiträge im Laufe der Zeit in der Regel steigen. Dies liegt zum einen an der allgemeinen Kostenentwicklung im Gesundheitswesen, zum anderen an der Alterung des Versicherten. Um diesem Effekt entgegenzuwirken, bilden private Krankenversicherungen Altersrückstellungen, die die Beitragssteigerungen im Alter abmildern sollen.


Leistungsumfang und Versorgungsqualität

Neben den finanziellen Aspekten spielt der Leistungsumfang eine entscheidende Rolle bei der Wahl zwischen PKV und GKV. Als Arzt/ Ärztin weißt du um die Bedeutung einer umfassenden medizinischen Versorgung.


Leistungskatalog der GKV

Die gesetzliche Krankenversicherung bietet einen einheitlichen Leistungskatalog für alle Versicherten. Dieser umfasst eine breite Palette medizinisch notwendiger Leistungen, die vom Gemeinsamen Bundesausschuss festgelegt werden. Der Vorteil liegt in der Verlässlichkeit und der solidarischen Finanzierung auch kostenintensiver Behandlungen.


Allerdings gibt es in der GKV auch Leistungseinschränkungen und Zuzahlungen. Bestimmte Behandlungen, insbesondere im Bereich der Zahnmedizin oder bei alternativen Heilmethoden, werden nur teilweise oder gar nicht übernommen. Als Ärzt*in in der Niederlassung solltest du abwägen, ob der GKV-Leistungskatalog deinen persönlichen Bedürfnissen entspricht.


Individuelle Leistungsgestaltung in der PKV

Die private Krankenversicherung ermöglicht eine individuelle Zusammenstellung des Leistungsumfangs. Du kannst wählen zwischen Basis-, Komfort- und Premiumtarifen, die unterschiedliche Leistungsniveaus abdecken. Viele PKV-Tarife bieten Leistungen, die über den GKV-Standard hinausgehen, wie zum Beispiel:


Zwei Menschen, die vor zwei Laptops sitzen und ein Blatt Papier besprechen
  • Chefarztbehandlung im Krankenhaus

  • Einzelzimmer bei stationärem Aufenthalt

  • Höhere Erstattungssätze bei Zahnbehandlungen und Zahnersatz

  • Umfangreichere Abdeckung von alternativen Heilmethoden

  • Weltweiter Versicherungsschutz


Als niedergelassener Arzt/Ärztin kannst du von diesen erweiterten Leistungen profitieren und deinen Versicherungsschutz optimal auf deine beruflichen und privaten Bedürfnisse abstimmen.


Besonderheiten für Ärzt*innen in der Niederlassung

Die Entscheidung zwischen PKV und GKV hat für Ärzt*innen in der Niederlassung einige spezifische Aspekte, die es zu berücksichtigen gilt.


Versorgungswerk und Altersvorsorge

Als niedergelassener ArztÄrztin bist du Mitglied im ärztlichen Versorgungswerk und damit von der gesetzlichen Rentenversicherungspflicht befreit. Dies hat Auswirkungen auf deine Altersvorsorge und sollte bei der Wahl der Krankenversicherung berücksichtigt werden.

Die PKV bietet oft Möglichkeiten, die Altersvorsorge mit der Krankenversicherung zu kombinieren, beispielsweise durch Beitragsrückerstattungen oder Optionen zur Beitragsentlastung im Alter. Diese Aspekte können für deine langfristige finanzielle Planung relevant sein.


Berufsspezifische Risiken und Absicherung

Als Arzt/Ärztin bist du besonderen beruflichen Risiken ausgesetzt, die eine spezielle Absicherung erfordern. Viele PKV-Anbieter haben Tarife entwickelt, die auf diese Risiken zugeschnitten sind. Dazu gehören:


  • Erweiterte Krankentagegeldversicherungen für Praxisinhaber*innen

  • Spezielle Berufsunfähigkeitsversicherungen für Ärzt*innen

  • Haftpflichtversicherungen mit erhöhten Deckungssummen


Diese berufsspezifischen Absicherungsmöglichkeiten können ein wichtiges Argument für den Wechsel in die PKV sein.


Familienplanung und Mitversicherung

Wenn du eine Familie hast oder planst, ist die Mitversicherung von Familienangehörigen ein wichtiger Faktor. In der GKV können Ehepartner*innen und Kinder unter bestimmten Voraussetzungen beitragsfrei mitversichert werden. In der PKV muss für jedes Familienmitglied ein eigener Beitrag gezahlt werden.


Allerdings bieten einige PKV-Tarife für Ärzt*innen auch Möglichkeiten zur günstigen Mitversicherung von Familienangehörigen. Es lohnt sich, die verschiedenen Optionen sorgfältig zu vergleichen und die langfristigen Kosten zu kalkulieren.


Wechselmöglichkeiten und -beschränkungen

Ein wichtiger Aspekt bei der Entscheidung zwischen PKV und GKV sind die Möglichkeiten und Beschränkungen eines späteren Wechsels. Als niedergelassener ArztÄrztin solltest du dir bewusst sein, dass ein einmal vollzogener Wechsel in die PKV nicht ohne Weiteres rückgängig gemacht werden kann.


Wechsel von GKV zu PKV 

Der Wechsel von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung ist für Ärzt*innen in der Niederlassung in der Regel problemlos möglich.


Als Selbstständige*r hast du die freie Wahl der Krankenversicherung, solange du die Voraussetzungen erfüllst.


Wechsel von PKV zu GKV 

Der Wechsel von der PKV zurück in die GKV ist unter bestimmten Bedingungen möglich, allerdings schwieriger. Wenn du einmal in der PKV versichert bist, ist es nicht einfach, wieder in die GKV zurückzukehren – besonders wenn dein Einkommen über der Beitragsbemessungsgrenze liegt. Hier ist eine sorgfältige Planung und Beratung wichtig, um spätere Nachteile zu vermeiden.


Fazit: Die richtige Wahl für dich

Die Entscheidung zwischen PKV und GKV als niedergelassener Arzt/Ärztin hängt von vielen Faktoren ab, die du sorgfältig abwägen solltest. Während die GKV eine stabile und solidarische Absicherung bietet, ermöglicht die PKV eine individuellere und oft leistungsstärkere Versicherungslösung. Deine persönlichen Bedürfnisse, die finanziellen Rahmenbedingungen und deine langfristigen Ziele sind entscheidend für die richtige Wahl.

Es lohnt sich, vor der Entscheidung eine umfassende Beratung in Anspruch zu nehmen, um alle Optionen zu prüfen und die für dich passende Lösung zu finden.



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