GKV oder PKV? Die wichtigsten Leistungsunterschiede für Ärzt*innen
- Patrick Senn

- 27. Aug.
- 4 Min. Lesezeit

Die Frage, ob du dich als Ärztin oder Arzt für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) oder die private Krankenversicherung (PKV) entscheiden solltest, gehört zu den zentralen Weichenstellungen deiner beruflichen und privaten Vorsorge. Beide Systeme funktionieren nach völlig unterschiedlichen Prinzipien – und die Leistungsunterschiede sind in vielen Bereichen erheblich.
Gerade für Mediziner*innen lohnt sich ein genauer Blick: kurze Wartezeiten, freie Arztwahl und bessere Absicherung bei Verdienstausfall können im Ernstfall entscheidend sein.
Arztwahl und Wartezeiten: Wenn es schnell gehen muss
Viele gesetzlich Versicherte kennen das Problem: Für einen Termin beim Facharzt musst du Wochen warten. Laut Studien liegt die Wartezeit für Kassenpatientinnen beim Kardiologen im Schnitt bei 25 bis 30 Tagen, bei Dermatologinnen oder Neurolog*innen sogar noch länger.
Als Privatversicherte*r bekommst du meist innerhalb von 7 bis 12 Tagen einen Termin – in akuten Fällen oft noch schneller.
👉 Beispiel aus dem Alltag: Stell dir vor, du bekommst plötzlich Herzrhythmusstörungen. Als GKV-Versicherte*r wartest du wochenlang auf den Termin, während du in der PKV innerhalb weniger Tage beim Kardiologen sitzt und die nötige Diagnostik erhältst. Der Unterschied ist nicht nur Komfort – er kann für deine Gesundheit entscheidend sein.
Medikamente: freie Wahl statt Zuzahlung
Die GKV übernimmt rezeptfreie Medikamente grundsätzlich nicht. Selbst bei verschreibungspflichtigen Präparaten musst du zwischen 5 und 10 Euro pro Packung zuzahlen. Hinzu kommt, dass Rabattverträge die Auswahl einschränken können.
In der PKV sieht es anders aus: Hier werden auch rezeptfreie Medikamente übernommen, und du hast volle Freiheit bei der Verschreibung – ohne Zuzahlungen.
Psychotherapie: schnellere Hilfe in schwierigen Zeiten
Psychische Belastungen machen auch vor Ärzt*innen nicht halt – im Gegenteil, Stress und Überlastung sind im Beruf häufige Begleiter.
Während du in der GKV oft monatelang auf einen Therapieplatz warten musst und nur eine begrenzte Anzahl an Sitzungen genehmigt bekommst, übernimmt die PKV sämtliche Kosten. Du kannst dir frei einen Therapeutin aussuchen, auch in Privatpraxen, und bekommst in der Regel kurzfristig Unterstützung.
👉 Alltagsbeispiel: Eine junge Assistenzärztin im PJ leidet unter massiven Schlafstörungen und Angstzuständen. Als GKV-Versicherte müsste sie mehrere Monate auf den Therapiebeginn warten. Mit PKV erhält sie innerhalb weniger Wochen Termine und die volle Anzahl an notwendigen Sitzungen – ohne Deckelung.

Krankenhausaufenthalt: mehr Komfort und Sicherheit
Wer in der GKV liegt, teilt sich meist ein Mehrbettzimmer und wird vom diensthabenden Arzt behandelt. Ein Einzelzimmer oder die Chefarztbehandlung sind nur über teure Zusatzversicherungen möglich.
In der PKV dagegen hast du freie Krankenhauswahl – auch in Privatkliniken – und kannst dich für ein Ein- oder Zweibettzimmer entscheiden. Die Behandlung durch die Chefärztin oder den Chefarzt ist ebenso abgesichert.
👉 Beispiel: Bei einer geplanten Hüft-OP entscheidet sich ein niedergelassener Arzt für eine renommierte Spezialklinik. Als GKV-Patient hätte er dort keinen Anspruch auf Aufnahme, mit PKV wird die komplette Behandlung inklusive Einzelzimmer übernommen.
Zahnersatz und Hilfsmittel: die große Kostenfalle
Gerade beim Zahnersatz zeigen sich die Unterschiede drastisch. Ein Implantat kostet schnell 3.000 bis 4.000 Euro. Die GKV zahlt in der Regel nur einen Zuschuss von 600 bis 800 Euro. Den Rest musst du selbst tragen.
In der PKV werden hochwertige Zahnbehandlungen und Prophylaxe-Maßnahmen meist zu 90 % übernommen. Ähnlich bei Hilfsmitteln: Während die GKV nur Festbeträge zahlt (z. B. 685 bis 840 Euro für ein Hörgerät), übernimmt die PKV in guten Tarifen bis zu 100 % der Kosten. Das bedeutet Zugang zu moderneren Geräten und weniger Eigenanteile.

Vorsorgeuntersuchungen: Prävention ohne Limit
Die GKV übernimmt nur gesetzlich vorgeschriebene Vorsorgeprogramme – beispielsweise Darmspiegelung ab 50 oder Hautkrebsscreening alle zwei Jahre. Moderne Verfahren wie MRT- oder CT-Screenings ohne akute Indikation bleiben unbezahlt.
Die PKV erstattet sämtliche medizinisch sinnvollen Vorsorgeleistungen. Das gibt dir die Möglichkeit, präventiv deutlich breiter aufgestellt zu sein – ein klarer Vorteil gerade für Ärzt*innen, die um den Wert von Früherkennung wissen.
Absicherung bei Verdienstausfall
Fällst du länger aus, zahlt die GKV Krankengeld: 70 % deines Bruttos, maximal 90 % des Nettos – und das höchstens 78 Wochen in drei Jahren. Bei einem Nettoeinkommen von 3.000 € bedeutet das ca. 2.700 € monatlich.
Mit PKV-Krankentagegeld kannst du dein komplettes Nettoeinkommen absichern – und zwar unbegrenzt, solange die Krankheit andauert. Für Ärzt*innen mit hohen Fixkosten (z. B. Praxis oder Immobilienfinanzierung) kann das entscheidend sein.
Wichtig: PKV ist nicht gleich PKV
So eindeutig die Vorteile klingen – es ist entscheidend zu verstehen, dass der Leistungsumfang der PKV stark vom gewählten Tarif abhängt. Nicht jeder Tarif bietet automatisch die volle Bandbreite an Leistungen.
Gerade für Ärztinnen ist das besonders relevant: Manche PKV-Tarife sehen zum Beispiel keine Reha-Leistungen vor, weil diese in Deutschland normalerweise ein Bestandteil der gesetzlichen Rentenversicherung sind. Ärztinnen sind jedoch nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert, sondern in ihrem Versorgungswerk. Dieses übernimmt in der Regel keine Reha-Kosten. Wer hier den falschen Tarif wählt, riskiert eine Versorgungslücke – trotz PKV.
👉 Deshalb gilt: Eine sorgfältige Tarifauswahl ist unerlässlich, damit die PKV wirklich zu deiner Lebenssituation passt.
Infobox: Checkliste für die Tarifauswahl in der PKV
🔎 Darauf solltest du als Ärzt*in besonders achten:
✔️ Reha-Leistungen: Ist die medizinische Rehabilitation im Tarif enthalten? (Besonders wichtig, da dein Versorgungswerk diese Leistung nicht übernimmt.)
✔️ Ambulante und stationäre Versorgung: Gibt es freie Arzt- und Krankenhauswahl inkl. Chefarztbehandlung?
✔️ Hilfsmittel: Werden auch hochwertige Brillen, Hörgeräte und Prothesen voll erstattet?
✔️ Psychotherapie: Ist eine unbegrenzte Anzahl an Sitzungen bei freier Therapeut*innenwahl möglich?
✔️ Krankentagegeld: Deckt der Tarif dein komplettes Nettoeinkommen – und zwar unbegrenzt?
✔️ Flexibilität im Alter: Gibt es Anpassungsmöglichkeiten, falls du später deine Beiträge reduzieren willst?
Eine gute Beratung prüft diese Punkte individuell und stellt sicher, dass dein Tarif keine Versorgungslücken offenlässt.

Langfristige Sicherheit: Warum die PKV stabiler ist
Ein weiterer wesentlicher Unterschied liegt in der Planungssicherheit. In der GKV können Leistungen jederzeit durch den Gesetzgeber gekürzt oder gestrichen werden – gerade im Hinblick auf den demografischen Wandel und steigende Gesundheitskosten ist das realistisch.
Die PKV hingegen basiert auf deinem individuellen Vertrag: Die vereinbarten Leistungen sind vertraglich garantiert und können nicht nachträglich einseitig verändert werden. Damit hast du langfristig die Gewissheit, dass deine Absicherung stabil bleibt.
Fazit
Die Unterschiede zwischen GKV und PKV sind weit mehr als eine Frage von Komfort. Sie betreffen Wartezeiten, Zugang zu moderner Medizin, finanzielle Belastung im Krankheitsfall und die langfristige Stabilität deiner Versorgung. Für Ärzt*innen kann die Entscheidung für die private Krankenversicherung daher einen erheblichen Unterschied in der Lebensqualität und Sicherheit bedeuten – sofern der Tarif sorgfältig gewählt wird.
👉 Wenn du herausfinden möchtest, welcher PKV-Tarif wirklich zu dir passt, lass uns darüber sprechen. ➡️









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